karate

Hier wollen wir versuchen, ein wenig unsere Trainingsmethoden zu beschreiben. Ziel unseres Trainings ist die möglichst schnelle und wirksame Beendigung einer kämpferischen Auseinandersetzung. Dies bedeutet aber nicht, dass ein Karate-Anhänger auf magische Weise unbesiegbar und aus jeglichem Kampf unverletzt hervorgehen wird! Dabei handelt es sich um nicht mehr als ein in Film und Literatur entstandenes Klischee. Mit „kämpferischer Auseinandersetzung“ meinen wir jedoch auch nicht den sportlichen Wettkampf, der ein völlig anders geartetes Training erfordern würde und von unserem Standpunkt aus echten technischen Fortschritt blockiert. Unsere Trainingsmethoden erfüllen also weder den Traum von Unbesiegbarkeit noch den von glänzenden Pokalen.

Grundlage unseres Trainings sind Soloübungen, welche die japanische Bezeichnung Kata tragen. Viele Kata wurden von Kampfkünstlern zusammengestellt, die vor ungefähr 100 oder gar 200 Jahren lebten. Einige unserer Kata sind allerdings auch jünger. Anfänger lernen zuerst kurze, übersichtliche und waffenlose Kata. Durch die Kata-Übung, bei der man alle Gliedmaßen gleichmäßig bewegt, werden u. a. Stützmuskeln aufgebaut und eine für wirksame Verteidigungs- und Angriffsbewegungen erforderliche Körperstruktur erarbeitet.

Hand in Hand mit den Kata greifen wir auf eine Vielzahl von Partnerübungen zurück, die zum einen der Aneignung und Verbesserung einer günstigen Körperstruktur, die sowohl das Skelett als auch die Muskulatur umfasst, und zum anderen der Schulung des Timings und der Kommunikation zwischen den Kontrahenten dienen. Wie bei den Kata erfolgt das Training Schritt für Schritt, von einfacheren zu vielschichtigen Übungen. Während der Kata-Übung besteht die Möglichkeit, mehr oder minder in seinen eigenen Körper hineinzuhorchen, um die erforderlichen Trainingsziele anzugehen. Bei fortgeschrittenen Partnerübungen (Kumite) stellen Präsenz und Handlungen des Gegenübers eine zusätzliche Herausforderung dar, die es zu meistern gilt.

Innerhalb unserer Tradition wird der Langstock, auf Japanisch oder Kon, als zentrales Hilfsmittel erachtet. So  unterstützt er das Verständnis für den korrekten Einsatz des ganzen Körpers (Körperstruktur) und gilt als grundlegendste aller Waffen (abgesehen von Schusswaffen). Daher folgen mit der Zeit Kata- und Partnerübungen mit dem Stock. Diese lösen das Training mit der „leeren Hand“ nicht ab, sondern ergänzen es. Sowohl Stock als auch „leere Hand“ sind historischer Bestandteil unseres Lehrgebäudes.

Der Lehre von Herrn Harada folgend, beinhalten unsere Trainingsmethoden keinen militärischen Drill, keine esoterischen Erklärungen und keinen Lehrerkult, da all diese Dinge wirklichem Verständnis im Weg stehen. Sie erfordern aber ein gewisses Maß an Hingabe, denn technisches Verständnis und vor allem technische Fertigkeit fallen nicht vom Himmel.