Herbstlehrgang 2014 mit Bernard und Gladys Mathieu

Zum nunmehr 9. Mal konnten wir vom 12. bis 14. September 2014 Bernard und Gladys Mathieu bei uns in Niesky begrüßen. Aus diesem Anlass haben sich Mitglieder unseres Vereines aus nah und fern eingefunden. Mit ihrer altbekannten Freundlichkeit und Wärme ließen sie uns an ihrem Wissen teilhaben und halfen uns, uns selbst besser zu verstehen und einzustellen.

 

Auf Hennings Wunsch hin thematisierte der Herbstlehrgang das „Vor-Gefühl“, mit welchem sich auch das diesjährige Gasshuku befasste. Mit diesem Gefühl üben wir, salopp formuliert, durch Entspannung und Körperstruktur Druck über unsere Unterarme in Richtung des Partners/Gegners aus, ohne zu Verkrampfen oder aktiv mit den Schultern zu pressen.

Mit vertrauten und verständlichen Übungen, langjähriger praktischer Erfahrung (Bernard trainiert seit bereits 50 Jahren!), sowie ihrem französischem Charme, halfen sie jedem individuell bei der richtigen Körpereinstellung. Persönlich gesehen konnte ich den Stoff, welchen Henning im Gasshuku vermittelt hat, in der Praxis nun eindeutiger verstehen und besser umsetzen. Ein jeder wird mit alten und neuen Erkenntnissen aus dem Lehrgang profitieren können.

Deswegen ist das Lehrgangswochenende, aus meiner Sicht, gelungen und erinnerungswürdig. Ein jeder hatte seinen Spaß, auch trotz oder gerade auch durch spontane Änderungen, das Wetter hat einigermaßen mitgespielt und jeder hat durch das Training dazu gelernt. Daher möchte ich mich bei allen Teilnehmern und Organisatoren bedanken, ebenso bei Bernard und Gladys, dass sie sich wieder für uns Zeit genommen haben.

 

Ein dickes Dankeschön im Namen aller Teilnehmer geht an André für’s Grillen und die fleißigen Bäcker und Salatmitbringer! (Phillip)


Unser Gasshuku 2014 am Werbellinsee

Mitte August. Irgendwie ist der Sommer fast vorbei und irgendwie auch die Ferien. Nur noch wenige Wochen und der Herbst und bald die kalte Jahreszeit stehen bevor. Eigentlich keine guten Aussichten. Doch nicht für die Mitglieder von „Nippon Niesky“, auf die noch etwas Hervorragendes wartete. Am 14. August begann zur gewohnten Uhrzeit von 5 Uhr morgens die Reise zur EJB am Werbellinsee. Die eine Gruppe reiste mit dem Auto, die andere mit dem Zug. Nachdem sich der erste Schock darüber, nicht im Sommerhaus wohnen zu werden, gelegt hatte, begann mit leichter Verspätung das erste Training des Gasshuku 2014.

Der technische Fokus war dieses Jahr auf das Vorwärtsgefühl des Angriffs gelegt. Es sei wichtig den Angriff nicht abzustoppen, weder physisch noch mental. Nun bedeutet dieses Angriffsgefühl selbstverständlich nicht den Oberkörper so weit wie möglich nach vorne zu lehnen. Die korrekte Bauchatmung (nicht Lungenatmung!) soll dabei helfen. Sie sattelt durch das „Ankern“ den Torso aufrecht in den Stand, den die Beine korrekt ausführen müssen. Gelingt es all diese Punkte zu kombinieren, so ist der Angriff zielgerichtet ohne dass der Stand zu arretiert oder zu instabil ist. Aus eigenem Erleben kann ich berichten wie kompliziert die Umsetzung dieser Punkte ist. Einerseits möchte man seinen Angriff nach vorne katapultieren, andererseits nicht seine Stabilität aufgeben. So begann ich persönlich ganz unterbewusst den Angriff zurückzutreten, um im Kiba-Dachi nicht nach vorne zu fallen. Ergebnis war dann aber, dass ich auch den Angriff - wenn auch nur minimal - stoppte und damit unterbrach. Um diese Punkte langsam aufzubauen, nahmen wir uns in den Vormittagstrainings von 9:00 bis 12:00 Uhr immer einen kleinen Teil raus, den wir untersuchten und verstehen wollten.

Danach folgte das Mittagessen, welches traditionell nicht zu überwältigen wusste. Und als uns am Ende noch der „gute“ Tisch mit den Salaten lauthals verweigert wurde, wussten wir: Küche 2 - bitte nicht noch einmal!

Das Wetter war gut, daher spielten wir vor dem Nachmittagstraining auch wieder Volleyball am Strand. Kurz vor 15:00 Uhr packten wir unsere Sachen und machten uns zur Halle auf. Am Donnerstag stand  Chin-Na auf der Agenda. Freitags Sanjaku-Bō-Jutsu und am Samstag „Waffen & leere Hand“, wo wir uns mit leerer Hand gegen Angriffe des (Stock), Tachi (Säbel) und Tantō (Messer) zu wehren hatten.

Um 18:00 Uhr beendeten wir auch dieses Training und eilten hungrig zum Abendessen. Jede Menge Tee, Wasser, Brot, Salate und allerlei sollten die Kraftreserven wiederherstellen. Zum Einen für das Training am nächsten Tag, zum Anderen für die Vorträge, die dem Abendessen folgten. Am Donnerstag sprachen wir über die Vitalpunkte im Shōtōkan, am Freitag über den Budō-Begriff in der Linie Matsumura – Asato – Funakoshi und am Samstag über die Rückwirkungen des Exports des Karate auf die japanischen Hauptinseln für Okinawa. All diese informationsreichen Vorträge unterfütterten theoretisch das Training, das Geschichtswissen, aber auch die Selbstreflexion, die im Karate niemals aufgegeben werden sollte. Es war wieder äußerst lehrreich, wofür ich mich bei Henning, aber auch meinen Trainingspartnern bedanken will. André gilt der Dank für die Organisation, das Fahren und die vielen amüsanten Momente, die das Gasshuku immer so herzlich machen. Auf zum Nächsten! (Pierre)


Unser Bō-Lehrgang 2014 mit Henning Wittwer

Die Astronomie der Antike kennt den Begriff der Fixsterne, einem festen unveränderlichen Gestirn unter dem Himmelsdach. Von den modernen Wissenschaften mittlerweile verworfen, lebt der Fixstern wenigstens als poetischer Begriff weiter. Und wenn ich übermüdet in Ostsachsen aufwache, dann verstehe ich jedes Mal aufs Neue – es ist Karate-Zeit! Samstag, der 1. März 2014, begann kühl. Die Scheiben am Auto waren zugefroren und Tau war auf den spärlichen Gräsern vor der Haustür. Hoffnung gab aber die Sonne, welche kräftig aus einem blauen Himmel schien und verheißungsvoll den ersten Schachzug um einen herrlichen Tag setzte. Gefrühstückt wurde ausgiebig, immerhin musste trainiert werden. Rico und ich wurden dann gegen 8 Uhr aus Rothenburg nach Niesky gefahren und kamen ca. 8.30 Uhr an der Turnhalle an. Es wurde bereits eifrig gekehrt, umgestellt und aufgestellt, so dass der Fixstern in der Frühjahrsagenda von Nippon Niesky pünktlich 9 Uhr beginnen konnte: Der -Lehrgang 2014.

Mit routinierter Routinelosigkeit zwängten wir uns in den Bō-Kuguri-Übungen durch die Stöcke, womit zunächst Muskeln gedehnt und gelockert werden sollten. Ähnlich den Jahren zuvor  gab es zwei Gruppen der Trainierenden. Einsteiger mit dem übten die Form „Shūji no Kon“ (Stock der Familie Chou) und die Gruppe der Fortgeschrittenen die Form „Matsukaze no Kon“ (Stock des Kiefernwindes). Obwohl nicht so alt wie die Vorstellung von Fixsternen, ist die Beschäftigung mit der Geschichte dieser Formen nicht minder interessant. Matsukaze no Kon beispielsweise wurde erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Yoshitaka Funakoshi (1906–1945) geschaffen und durchlebte bis heute viele Veränderungen durch verschiedenste Karate-Gruppierungen, in denen sie trainiert wird.

Anschluss an die Kata-Übung bildeten Partnerübungen mit dem (Kumibō), bei denen von einfachen Schlägen bis Würfe und Hebel alles trainiert wurde. Einmal mehr hat es mich überrascht wie viele Möglichkeiten der Anwendung selbst in einfachsten Bewegungen stecken. Henning betonte dabei aber immer die Realisierbarkeit dieser Anwendungen. Beispielsweise nannte er eine Karate-Gruppe, die auch Blöcke mit dem Arm gegen den lehrt und dass das fernab jedweder Vernunft ist. So sollten wir den größten Vorteil des nutzen: seine Länge. Ein langer ermöglicht einen Kampf, bei dem der Gegner nicht einmal in Handgreifweite ist. Der kann und soll dazu genutzt werden diese Distanz zu überbrücken.

Neben den klassischen „ vs. “-Übungen übten wir noch das Bō-Dori (Erhaschen des ), einer Übung bei der ein unbewaffneter Partner einen mit angreifenden Partner entwaffnen und niederstrecken sollte.  Unterbrochen wurde der Samstag nur von einer kleinen Mittagspause, bei der die Sonne das Schachspiel um den herrlichen Tag zu gewinnen schien. Am Sonntag, dem 2. März wurden nach der Kata verstärkt Partnerübungen trainiert um das Verständnis für die gelernten Bewegungen erneut zu vertiefen. Welch ein Anreiz für weiteres Training!

Dieses Jahr Premiere feierte ein Besuch in der Pizzeria, zu dem alle Teilnehmer am Samstagabend eingeladen waren. In der Tat fanden sich auch ein paar Leute zusammen und man unterhielt sich über den Lehrgang und Karate im Allgemeinen. Ferner möchte ich mich am Ende bei Allen bedanken, die in der oben erwähnten Mittagspause leckeren Kuchen und andere Genüsse mitbrachten. André und Henning gilt der Dank für die Organisation in administrativer und technischer Hinsicht. (Pierre)